Wer schreit auf?

Das alte Jahr endete damit, dass das Bistum Essen „unbemerkt“ einen Bilanzgewinn von fast 50 Mio € ausweist. Für das Jahr 2021! Man veröffentlicht sehr langsam. Köln, immerhin, war um wenige Monate schneller. Den Kirchen ist es peinlich, wie viel Geld sie haben. Die Presse berichtet – wenn überhaupt – sehr zurückhaltend und keinesfalls investigativ. Unangenehme Fragen müssten gestellt werden.

Dahinter steckt ein Plan

Geradezu dämonische Regie treibt katholische Kirchen in Mülheim im neuen Jahr auf ihre Schließung zu: Klagemauern, Sternstunden, Singstunden sollen noch einmal eine Gemeinsamkeit vorspiegeln, die schon längst keine mehr ist. Dann am Ende der letzte „festliche“ Gottesdienst. Eine Trauerveranstaltung!

Anstatt die vielerorts noch vorhandene „Glut unter der Asche“ neu anzufachen, treten die Pfarreien im Verein mit dem Bistum sie aus und schütten noch einen Eimer Wasser hinterher. Auch Herz Jesu in MH-Broich soll nach 130 fruchtbaren Jahren endgültig zu Geschichte werden. Die nächsten Kirchen warten schon. Sparbeschlüsse!

Vor genau fünf Jahren wurden sie gefasst, schon damals im Geheimen, hinter verschlossenen Türen vorbereitet, auf Druck des Bistums. Am vorletzten Sonntag im Januar war der „Tag des Votums“ in Mülheim und an anderen Orten im Bistum.

Niemand hat jemals genaue Bilanzen und Finanzberichte auch nur einer Pfarrei gesehen. Niemand hat jemals genaue Berichte über den Bauzustand unserer Kirchen bekommen. Alles von Interessen gefärbte Aussagen. Alles nur angeblich untragbare Belastungen für die Zukunft. Alles soll das „kichliche Handeln“ gefährden.

Bistum hat Jahresüberschüsse

Die Wahrheit sieht anders aus: die deutschen Bistümer erzielen seit fünf Jahren (und mehr) Jahresüberschüsse, auch Essen, bilden Rücklagen über Rücklagen für Zwecke, die mit Gemeinde und Seelsorge wenig zu tun haben.

In den Pfarreien kommen jedoch nur sinkende Mittel an, weil die Schlüsselzuweisungen nicht an die Entwicklung angepasst werden, sondern sich nur nach der sinkenden Anzahl der Kirchenmitglieder richtet. Die Pfarrer klagen (sogar zu Recht), dass ihnen das Geld ausgeht, dass sie alte Sparbeschlüsse einfach umsetzen müssen.

Aber sie sehen nicht, dass ihre „Kirche des Glaubens“ vor Ort, zu der sich das „fromme“ Gemeindemitglied durchaus bekennt, durch eine „Kirche des Geldes“, welche in den Zentralen der Buchhaltung sitzt, auf kürzestem Wege zerstört wird.

Wer schreit dagegen endlich auf?


Dieser Text wurde als Leserbrief an die WAZ-Mülheim geschickt. Er erschien nicht.

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