Eine Bürgerinitiative ist eine direkte Form der Teilhabe, des Mitmachens. Sie ist ein Zusammenschluss von Menschen, weil eine einzelne Person meistens nichts ausrichten kann. Sie möchte meistens ein oder mehrere bestimmte Ziele erreichen und löst sich dann meistens wieder auf. Das ist vollkommen in Ordnung. Es kann jedoch auch vorkommen, dass sich dauerhafte Aufgaben daraus entwickeln.
Frage Dich also: was ist Dein konkretes Sachproblem? Wer sind die Entscheidungsträger, die für das Problem zuständig sind? Wer sind die durch das Problem Betroffenen?
Beschreibe dann das Problem näher: geht es um den Erhalt von etwas Bestehendem oder geht es um die Schaffung von etwas Neuem? Soll etwas Bestehendes in einer bestimmten Weise verändert oder verbessert werden?
Für eine erfolgreiche Bürgerinitiative ist eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit unabdingbar. Du willst ja möglichst viel öffentliche Zustimmung bekommen, um die Entscheidungsträger, die in der Regel einen öffentlichen Auftrag haben, zu bestimmten Beschlüssen oder Handlungen zu bringen.
Um Mitstreiter zu finden gehst Du über Flugblätter, Plakate, Pressemitteilungen oder Aufrufe über Social-Media-Kanäle. Dabei kommunizierst du dein konkretes Anliegen und rufst zum Mitmachen auf.
Du solltest überlegen, ob Du einen eingetragen Verein (e. V.) gründen willst oder nicht. Das kann als „umständlich“ angesehen werden, verleiht aber auch mehr Renommee. Sieh zu, dass Du von Anfang an eine Mitgliederliste hast, über die Du effektiv mit allen Mitgliedern kommunizieren kannst. Wenn Du ein Verein bist, kannst Du leicht auch ein Konto einrichten und um Spenden für Eure Arbeit werben.
Vielleicht gibt es Mitglieder, die „eng“ mitarbeiten wollen, oder solche, die dies nur „locker“ tun wollen. Auf jeden Fall solltest Du die ganze Arbeit nicht allein tun, sondern auf mehrere Schultern verteilen. Bilde also ein „Kernteam“ oder einen „Vorstand“. Zwei Personen sollten als „Sprecher“ und „stellv. Sprecher“ nach außen sichtbar sein. Im Verein heißen sie Vorsitzende/r und stv. Vorsitzende/r. Es ist meistens nützlich, wenn (nach innen) noch zwei weitere Personen im Kernteam sind; wie die sich nennen, ist eigentlich egal.
Für die Öffentlichkeitsarbeit empfiehlt es sich, eine Internetseite zu erstellen oder eigene Artikel in Bürgerzeitungen zu veröffentlichen, wenn es solche gibt. Auch bei Presse und Rundfunk vor Ort kannst du Dich vorstellen und anfragen, ob diese bereit sind, über das Anliegen der Initiative zu berichten.
Auch Kontakte zu anderen Bürgerinitiativen oder lokalen Vereinen können wertvoll sein, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Wirf also regelmäßig einen Blick in die lokale Presse und verfolge lokale Geschehnisse – so verpasst du kein anstehendes Gründungstreffen einer Bürgerinitiative bei dir vor Ort.
Welche Mittel hat eine Bürgerinitiative?
Einer der wichtigsten Mittel von Bürgerinitiativen: Demonstrationen.
Unterschriftenkampagnen, Plakataktionen, Demos und Sit-ins, Leserbriefe und Pressemitteilungen, Petitionen, Bürgerbegehren (und in Folge dessen Bürgerentscheide).
Nicht ganz legale Formen genutzt, wie Platzbesetzungen, unangemeldete Demonstrationen oder Verkehrsbehinderungen schließen wir einmal aus, ja?
Wichtig ist zudem, dass du positiv und konstruktiv an die Sachlage herantrittst und eine gewisse Kompromissbereitschaft mitbringst. So können gemeinsame Lösungen mit den Entscheidungsträgern gefunden werden. Richte Dich auf Schwierigkeiten ein und sei darauf vorbereitet, dass viele Eure Initiative missverstehen könnten. Aber auch Ihr könntet „Scheuklappen“ haben.
Es gibt eine schöne Geschichte: Zwei Geschwister stritten sich um eine Orange. In ihrer Not wandten sie sich an die Eltern. Doch deren Vorschlag: »Schneidet sie doch einfach in der Mitte durch!« machte beide nicht froh. So verhandelten sie weiter. Bis sie sich fragten: »Was möchtest du denn mit der Orange machen?« Der Bruder antwortete, er wolle einen Kuchen backen und die Schale als Gewürz verwenden. Die Schwester sagte, sie wolle Saft pressen. Daraufhin rieben sie zuerst vorsichtig die dünne orangene Haut der Frucht ab. Danach schnitten sie die Orange in der Mitte durch und pressten den Saft heraus. Gemeinsam ließen sie sich zunächst den Saft und später den Kuchen schmecken.
Tja, wenn es nur immer so einfach wäre! An dieser Geschichte sieht man übrigens, dass ein Konsens etwas anderes als ein Kompromiss ist. Der Kompromiss wäre gewesen, die Orange zu teilen.