Herz Jesu – Glocken

In der Diskussion um die Erhaltungswürdigkeit von Herz Jesu geistert seit dem Votum immer wieder der Zustand des Glockturms herum. Mal wird wird an bestimmten Festsonntagen geläutet, mal auch nicht. Die Gemeinde hat keine genaue Erklärung dafür. Angeblich, soll der Turm das volle Geläut nicht mehr aushalten.

Der eine hat es vom anderen gehört. Sogar der Pfarrer soll es mündlich Mitgliedern der Gemeinde gegenüber ins Feld geführt haben, und der sollte es ja wissen. Ja – aber es zu belegen, wäre auch nicht schlecht.

Das Gerücht

Es sollen seit 2018 und vorher mündliche Berichte kursieren, wonach zwei Architekten sich geweigert hätten, bei vollem Geläut auf den Turm von Herz Jesu zu steigen, um ihn zu begutachten.

Allein die berichtete Situation muss kritisch hinterfragt werden. Ein Architekt ist nicht unbedingt der Richtige, den Zustand eines Glockenturms zu begutachten. Dazu braucht es schon einen Glockensachverständigen. Diese Qualifikation erwirbt man nicht eben so. Zu ihr hat die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Rat der EKD eine gemeinsame Ausbildungsordnung erlassen. Damit verbunden sind Praktika in Geläutefachbetrieben. Die Dauer der Ausbildung ist in der Regel zwei Jahre. Hier ist eine gut lesbare Zusammenfassung auf Wikipedia.

Die Frage

Verfügt die Pfarrei über ein Gutachten eines geprüften Glockensachverständigen oder eines Geläutefachbetriebes? Wie viele Gutachten? – Nur eines oder gibt es einen Wartungsvertrag?

Wie alle wissen hält die Pfarrei seit Jahren schon den Zustand aller Gebäude vor allen geheim; nie hat eine Gemeinde einen detaillierten Bericht gesehen, von was auch immer: Heizung, Wände, Dach, Orgel, Innenputz, Außenputz, Turm, Fenster … Das gilt generell für alle Standorte. Alles geheim!

Der eigentlich wunde Punkt ist der folgende: Wenn man schon seit Jahren weiß, dass es eigentlich Handlungsbedarf gäbe, warum hält man es geheim? Warum handelt man nicht? Warum macht man zu passenden oder unpassenden Gelegenheiten der „bedauernswerten Herz-Jesu-Kirche“ (so nenne ich sie) den Vorwurf eines „jahrzehntelangen Versäumens von Renovierungsarbeiten“? 

Die Verantwortung

Wir haben seit der Neuordnung der Pfarreien 2007 unter Bischof Genn, also seit 15 langen Jahren, einen gemeinsamen KV: der hatte die volle Verantwortung für alles, nicht die Gemeinde oder der Sachausschuss vor Ort. Was haben wir lauthals „3-5-1“ bekundet? Das war nur Marketing. Lüge, letztlich. Von Einheit, der „1“, von Gemeinsamkeit wenig, sehr wenig.

Solange die Pfarrei nicht alle Gutachten auf den Tisch legt, gilt: „Niemand weiß, wem man was glauben soll“.


Warum kann man das nicht alles auf der Homepage nachlesen und warum geschah das nicht schon im PEP? Ich bin so vermessen, zu behaupten, auf diesen Vorschlag hätten die „Gremien“ auch selber kommen können. Statt dessen wollte man sachliche Diskussionen, die als „Hauen und Stechen“ mißverstanden wurden, ausschließen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Dann hätten wir die Diskussion schon mal einen wichtigen Schritt weiter gebracht. Und dann wäre endlich die sachliche Ebene erreicht. Da gehört die Diskussion ja eigentlich hin.
Seit viel zu lange verharren wir schon im Schema: „A sagt das Eine, B das Andere. Alles widerspricht sich.“ Und das alles unter den Augen der Presse und mit ihrer Hilfe (Danke).
Müsste aber doch nicht sein!

Kritik

Fragen wir uns doch einmal allen Ernstes, ob ein Glockensachverständiger bei vollem Geläut auf den Turm steigen würde, um Schäden zu begutachten. Wohl kaum! Er würde bei ausgeschaltetem Geläut den Turm besteigen und dann eine Glocke nach der anderen ins Auge fassen.

Er würde wohl mit dem Balken, dem „Joch“ beginnen, an dem die Glocke aufgehängt ist. Ist er asymmetrisch verzogen, hat er Sprünge? Gekrümmt? Ausgetrocknet? Ist seine Lagerung noch in Ordnung? Ist die Aufhängung der Glocke unbeschädigt? Dann der Klöppel: weist er Verformungen auf, die auf unregelmäßigen Anschlag hindeuten, sind in der Glocke Schleifspuren des Klöppels? Weiter mit dem Schwungrad, welches die Motorkraft auf das Joch überträgt: sitzt es noch absolut zentriert und fest auf der Achse? Hat es die richtige Größe?

Wenn der erste Eindruck aufgenommen wurde, wird die Glocke angeschaltet. Finden sich Bewegungen („Eiern“), die nicht vorgesehen sind? Ist der Schwungradius der Glocke richtig? Läuft diese Glocke „rund“?

So wird der Sachverständige eine Glocke nach der anderen begutachten und einen detaillierten Bericht festhalten. Dann zum Abschluss erst das „volle Geläut“.

Solche Prüfungen sollte man in der Regel jährlich innerhalb eines Wartungsvertrages machen. Gibt es solche Verträge in der Pfarrei? Die Berichte sollten auch in der Pfarrei vorhanden sein.

Statik

Laien stellen sich immer wieder vor, als ob gewaltige Kräfte an den Mauern eines Turmes rütteln, wenn dort eine oder mehrere Glocken läuten. Das tritt jedoch in der Regel nur bei Schäden auf. Es kann jedoch sein, dass die Tonfrequenzen der Glocken irgendwo im Gemäuer auf Resonanz stoßen.

Wenn alle Glocken im Gestühl richtig aufgestellt sind, wird es in der Regel so sein, dass der Turm bei vollem Geläut in einer Ebene um Bruchteile eines Millimeters hin und her schwingt, aber regelmäßig und nicht unkontrolliert. Da die Glocken unterschiedlich schnell schwingen, heben sich die Kräfte sogar periodisch auf. Einem Turm mit einer guten Bausubstanz, die nicht durch äußere Witterungsschäden angegriffen ist, wird das nichts ausmachen. Das ist auch in Köln der Fall, wenn die Petersglocke („Dicker Pitter“) mitläutet. Die Tatsache, dass diese Glocke nicht jeden Sonntag läutet, hat aber „zeremonielle“ Gründe, und keine technischen, dass etwa der Südturm, wo sie hängt, Schaden nehmen könnte.

Wichtig ist, dass Glocke, Motor und Antriebskette gut aufeinander angepasst in einem gemeinsamen Gestell montiert sind. Das ist in der Regel aus solidem Holz und wird von einem erfahrenen Zimmermann gebaut. Etwa so:

Tetraederstatik. Quelle: kirchenglocken.de

Quellen

kirchenglocken.de, besonders die Seite über Läutetechnik.

Europäisches Kompetenzzentrum für Glocken, Kempten.

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