Herz-Jesu Schließung (35)

Asche – Erde – Mensch – Staub

Sie erkennen das Thema? Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die Kirche die 40tägige Fasten- und Passionszeit, die bis Ostern führt, dem Tag der Erneuerung und des Wiederanfangs schlecht­hin. Viele Menschen nehmen die Zeit zum Anlass, das eigene Leben (etwas) zu ändern – und sei es durch den Verzicht auf Bequemes und Gewohntes. Es geht um Nachdenken statt Reden, um Verzicht statt Verbrauch und darum, für das Wesentliche Platz zu machen. Die 40 Tage bis Ostern sehen viele als Chance, um übliche Alltagsroutinen auf den Prüfstand zu stellen.

Lebendige Kirche statt tote Steine

Warum, so könnte man fragen, verzichtet die Gemeinde Herz Jesu nicht einfach auf ihre Kirche, wenn es dem Wohle der Pfarrei dient? Warum sehen die Menschen den Neuanfang nicht einfach als Chance an, an neuen Heimatorten in ihrer Pfarrei vor Anker zu gehen? Neue Menschen entdecken, neue Lieder, neue Gebete? Ja, auch neue Parkplätze.

Der Bistumssprecher U. Lota hat am 7. Januar 2023 in der Presse (ganz am Ende des Artikels) wörtlich so dafür geworben:

Dies - dass das Bistum Essen seit seiner Gründung 1958 mehr als die Hälfte seiner Katholiken verloren hat - habe Folgen, mit denen sich viele Frauen und Männer konstruktiv und zukunfts­gewandt auseinandersetzen. Ziel muss es doch sein, so Lota, auch in Zukunft lebendig Kirche zu sein und nicht tote Steine zu finanzieren.

Darüber ist die Herz Jesu Gemeinde zu Recht empört. Wer nimmt sich hier heraus, über ihre Lebendigkeit zu befinden? Hat Herr Lota jemals den Fuß durch die Kirchentür gesetzt, um dies auch nur schwach beurteilen zu können?

GEMEINSAM AUF NEUEN WEGEN

Wissen Sie noch, dass so unser Votum 2018 überschrieben war? Klicken Sie auf den vorigen Link und downloaden Sie die 52 Seiten. Das klingt hoffnungsvoll nach Umdenken und nach Aufbruch. Richtig?

Viele Voten wurden durch Formulierungen beeinflusst, welche das Generalvikariat in seinen Handreichungen vorbereitet hatte. So auch zu den Themen Demografie, Mitgliederschwund und die alles dominierende Kirchensteuer.

Hier die Antwort 2 aus dem Text Häufig gestellte Fragen und Antworten zum Pfarrei­entwicklungs­prozess:

Durch die demographischen Veränderungen im Ruhrgebiet, aber auch durch eine schwächer gewordene Bindung vieler Katholiken an ihre Kirche sind die Mitgliederzahlen weiter gesunken – und damit die Kirchen­steuer­einnahmen.

Ja, so vornehm kann man die Flucht aus der kath. Kirche auch beschreiben. Und so falsch die Kirchensteuereinnahmen. Bitte betrachten Sie einmal aufmerksam die folgende Grafik, die das Bistum selbst im Jahresbericht 2021 veröffentlicht hat:

Erkennen Sie eine fallende Tendenz in den fünf Jahren vor 2018 oder in den Jahren 2018 bis 2021? Schwerlich. Klar, dass das Bistum für 2022 eine niedrige Zahl schätzt. Das tun die Kirchen jedes Jahr und werden dann immer wieder überrascht.

Auf der Seite 9 des Votums unserer Pfarrei wäre sicher auch der Platz gewesen für den Teil der obigen Grafik von 2012 bis 2016 oder 2017 etwa; das Bistum publiziert seine eigenen Zahlen erst immer Mitte des Jahres (frühestens) für das Vorjahr. Statt dessen formuliert die Pfarrei:

... die Finanzlage des Bistums Essen, die sich zu einem großen Teil durch absehbar sinkende Kirchen­steuer­einnahmen und durch fehlende sonstige Rücklagen erklärt

Die Pfarrei versucht sich also mit dem Blick in die Glaskugel, was denn „absehbar“ sei. Dass sie dabei falsch lag, hätte ihr in den fünf Jahren bis heute durchaus zum Bewusstsein kommen können. Ob das wohl Grund für eine Anpassung des Votums sein könnte? – natürlich nicht: wir ziehen das durch!

Weiter: angeblich fehlende Rücklagen. Dass sich auch die Rücklagen des Bistums durchaus nach oben entwickelt haben, zeigt das folgende Bild (blaue Säulen):

Quelle: Jahresabschlüsse des Bistums Essen

Kirchliche Desinformation

Die obigen Zitate wurden nicht nur ein- oder zweimal in Diskussionen, auf Gemeinde­versammlungen, in Ansprachen, Grußworten, Predigten usw. wiederholt, sondern beinahe ständig, auch in der Presse. Leider war die Presse nicht selbst investigativ genug und ließ alles immer „durchgehen“. Selbst auf Neujahrsempfängen 2019 kam es noch dazu.

Pfarrer beriefen sich regelmäßig darauf, dass sie Ihre Informationen vom Bistum aus glaubwürdiger Quelle hätten. Selber nachgeprüft haben sie nichts. Und das ist das Beklemmende daran: Personen, denen man eigentlich glauben möchte, denen man zutraut, dass sie die Wahrheit wissen und sagen, werden den an sie gerichteten Ansprüchen als Amtsträger nicht gerecht. Sie nehmen ihre eigene „Fehlbarkeit“ in Anspruch – wer wollte es ihnen verwehren, aber bekunden später zu keinem Zeitpunkt ihren Irrtum; das ist ein Vergehen. 


Wichtiger als Kirche

Dies ist wieder so ein Tag, wo sich alles in einem sträubt, Kirche zu „machen“, anstatt sich mit Politik zu beschäftigen.

Haben Sie von der Rede des russischen Präsidenten Putin aus den Medien gehört oder sie gelesen? Hier ist sie im (englischen) Wortlaut direkt von der Kreml Website.

Und hier ebenfalls im (englischen) Wortlaut, wie der ukrainische Präsident Selenskij Tag für Tag seinen Landsleuten Mut macht.

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