Mariä Himmelfahrt

Am 15. August feiert die Katholische Kirche das Hochfest der „Leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel“ .

Eigentlich ist es der Todestag Mariens, der auch von den Orthodoxen Kirchen gefeiert wird, allerdings wegen des abweichenden Kalenders an anderen Tagen. Der Tag wird auch von manchen evangelischen Kirchen mit Maria verbunden. Da der Gedanke einer leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel mit der evangelischen Theologie nicht vereinbar ist, gilt er in den evangelischen Kirchen schlicht als Todestag und damit Gedenktag der Maria.

Die umgangssprachliche Kurzbezeichnung „Mariä Himmelfahrt“, die in offenbarer Analogie zu „Christi Himmelfahrt“, gebildet ist, erweckt ganz falsche Vorstellungen, da sie ein aktives Tun nahelegt. In Wahrheit sollte man eher an eine Aufnahme (Assumptio) Mariens in das ewige Leben am Tage ihres Todes denken.

Schriftquellen

Über das an diesem Tage gefeierte Geschehen findet sich in den Evangelien, Apostelbriefen und der Apostelgeschichte NICHTS. Keine Silbe. Nicht einmal eine Andeutung, was mit Maria in ihrem späten Leben geschehen ist. Das hat auch schon der Kirchenvater Epiphanios (um 375) bedauernd festgestellt.

Die katholische Dogmatik führt laut Wikipedia u. a. folgende „Belegstellen“ an:

„Erhebe dich, Herr, komm an den Ort deiner Ruhe, du und deine machtvolle Lade!“ (Ps 132,8 EU). – Die hier erwähnte, aus unverweslichem Holz gefertigte Bundeslade sei als Wohnung Gottes auf Erden ein Bild des unverweslichen Leibes Mariens.

„Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und in seinem Tempel wurde die Lade seines Bundes sichtbar.“ (Offb 11,19 EU)

„Wer ist die, die aus der Steppe heraufsteigt, auf ihren Geliebten gestützt?“ (Hld 8,5 EU)

In der Offenbarung des Johannes ist von einer Frau die Rede, „mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.“ Ein Drache will das Kind nach der Geburt verschlingen, wird aber vom Erzengel Michael und seinen Engeln besiegt. Das MUSS Maria sein, sagt die katholische Tradition, denn welche Frau käme denn sonst in Frage, und offensichtlich ist sie mit ihrem Leib „im Himmel“.

Insgesamt muss sich die Exegese doch sehr bemühen, um zu den gewünschten Folgerungen zu kommen.

Der Feiertag

Allerdings steht fest, dass um 400 der umstrittene und kämpferische Patriarch Kyrill von Alexandria den Festtag einführte und ihn auf das Fest „Feriae Augusti“ des römischen Kaisers Augustus legte, mit dem dieser ursprünglich drei Tage lang seiner militärischen Siege gedachte. Das gerade zur Staatsreligion aufgestiegene junge Christentum übernahm gerne bereits eingeführte „heidnische“ Feste, indem sie ihnen eine neue Bedeutung gab.

Um Maria hatten sich lebhafte Legenden entwickelt, die auch in einigen apokryphen (nicht anerkannten) Evangelien Ausdruck fanden. Denen zufolge lebte Maria nach Jesu Tod noch viele Jahre in der damaligen Weltstadt Ephesos in Kleinasien, andere sagen in Jerusalem. Als sie dann starb, seien alle Apostel körperlich an ihr Totenbett entrückt worden sein und hätten sie zu Grabe getragen, wobei sich viele Wunder ereignet hätten. Dann aber erschien Christus mit Engeln, hob den toten Leib aus dem Grab und nahm ihn mit sich in seine Herrlichkeit, wobei Maria in Verklärung wieder erweckt wurde. Ihr vermeintliches Sterbehaus wird noch heute als Wallfahrtsort besucht, auch von Muslimen, die in Maria die Mutter des Propheten Īsā ibn Maryam sehen, des letzten von 24 Vorgängern Mohammeds. Die apokryphen Evangelien haben starke Spuren im Koran hinterlassen, der viele Suren mit Hinweisen auf Jesus enthält.

Das Dogma

Doch von Jesus zurück zu Maria. Da es dieses Fest gab und es sich in weiten Teilen der Kirche bis in die moderne Zeit hielt, musste etwas an diesen Ereignis also wahr sein. Deshalb setzte Papst Pius XII. 1950 einen Schlusspunkt unter diese Entwicklung, nach einer vorherigen Umfrage 1946 unter den Bischöfen, und verkündete in der Apostolischen Konstitution „Munificentissimus Deus“ (Der freigiebigste Gott). Hier der Link zur englischen Fassung. Eine deutsche gibt es nicht.

„Wir verkünden, erklären und definieren es als einen von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, dass die makellose Gottesmutter, die allzeit reine Jungfrau Maria, nach Vollendung ihrer irdischen Lebensbahn mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“

Der Text der Konstitution fasst sämtliche Argumente noch einmal zusammen und beschreibt die Entscheidung als völlig zwangsläufig.

Das Dogma wird verstärkt im nachfolgenden Abschnitt (45) durch die Worte:

Wenn also jemand, was Gott verhüten möge, es mit Absicht wagen sollte, das zu verneinen oder in Zweifel zu ziehen, was wir festgelegt haben, der möge wissen, dass er vollständig vom göttlichen und Katholischen Glauben abgefallen ist.

Hence if anyone, which God forbid, should dare willfully to deny or to call into doubt that which we have defined, let him know that he has fallen away completely from the divine and Catholic Faith.

 

 

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.