Der folgende Entwurf soll in der nächsten Zeit an die örtliche und überregionale Presse, auch lokales Radio und Fernsehen, verbreitet werden. Ergänzungen sind willkommen... Es sollte auch eine neue online Petition eingerichtet werden: Mit welchem Titel und welchem Inhalt? Vorschlag Titel: Stellt Herz Jesu wieder in Dienst oder: Herz Jesu wieder in Dienst stellen oder ...
MÜLHEIMER KATHOLIKEN HALTEN VIELE KIRCHENSCHLIESSUNGEN FÜR RECHTSWIDRIG
Das Kirchenrecht kennt klare Regeln, welche anzuwenden sind und andere Gründe, die definitiv ausgeschlossen sind, wenn Kirchen außer Dienst gestellt werden, vor allem gegen den Willen ihrer Gemeinden. Katholiken aus Mülheim an der Ruhr rufen die Kongregation für den Klerus in Rom an, um einen aktuellen Fall in Mülheim überprüfen zu lassen. Der Fall könnte Signalwirkung für anstehende Schliessungen in der Stadt und im Bistum haben.
Die Mülheimer Kirchengruppe Ich-steh-auf-Herz-Jesu setzt ihre Bemühungen, kath. Kirchen in Mülheim an der Ruhr zu erhalten, jetzt auf anderen Ebenen fort. Wie in der Presse berichtet, fand in Herz Jesu der letzte Gottesdienst mit Beginn der Fastenzeit unter großer Anteilnahme der Gemeinde statt. Die bewegten Stimmen, Tränen und vielen Kritiken nach der Messe bedeuten jedoch klare „rote Karten“ an die Amtsträger.
Die Schließung geht auf einen fünf Jahre alten Sparbeschluss zum Wohle der Gesamtpfarrei mit bisher fünf Kirchen zurück, der im Sommer auf einer geheimen Klausurtagung in Befürchtung eines strengen Winters und hoher Kostensteigerungen erneuert wurde. Der Beschluss wurde sechs Wochen geheim gehalten, um der Gemeinde die ungetrübte Feier ihres 130jährigen Jubiläums zu gönnen. Seitdem steht nicht nur die denkmalgeschützte Kirche, sondern die gesamte Liegenschaft mit ebenfalls denkmalgeschütztem Pfarrhaus, Kindergarten, Gemeindeheim im Internet zum Verkauf an; Gebote sind noch bis Ende März an die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt zu richten.
Die Gemeinde wurde ultimativ aufgefordert, sich an anderen Orten der Pfarrei neu zu orientieren, denn weitere Angebote wird es am gewohnten Standort nicht geben können. Jedoch soll es im März noch im unverkauften Pfarrhaus ein Treffen geben, wo man den Bedarf eruieren möchte – reichlich spät, meint Ich-steh-auf-Herz-Jesu. Als kleines Trostpflaster darf auch noch die Bücherei im Komplex des Gemeindeheims so lange offen halten, bis der neue Eigentümer den Abrissbagger schickt.
Die streitbaren Herz Jesu Verteidiger haben mehrfach das Vorgehen der Pfarrei kritisiert und ihr Geheimnistuerei vorgeworfen, sowie unangemessene Behandlung mündiger Katholiken. Sie hat noch niemals Baugutachten oder Bilanzen veröffentlicht. Herz Jesu ist die architektonisch herausragende Kirche der Pfarrei im Stile der Neo-Romanik mit einem Quer- und drei Längsschiffen. Sie hat die weitaus meisten Sitzplätze, hervorragende Akustik und einen solideren Bauzustand als andere in der Pfarrei. Vor fünf Jahren wurde sie allein mit pauschalen Argumenten als für die Seelsorge „nicht notwendig“ klassifiziert, ein Schritt, den die Pfarrei auf Druck des Bistums nehmen musste. Vor der Fusion zur Großpfarrei vor fast fünfundzwanzig Jahren hatte Herz Jesu auch deutlich die größte Zahl an „Seelen“, bis die Pfarrkirche ihr diesen Rang durch die ausgedehnte Bebauung des Gebiets Saarner Kuppe abnehmen konnte, welche in der Praxis allerdings im Wesentlichen zu deren Filialkirche St. Elisabeth orientiert ist, die ebenfalls das Schicksal „nicht notwendig“ auszeichnet, genauso wie St. Theresia von Avila im Süden.
Die Herz-Jesu-Verteidiger werfen ihrer Pfarrei Verhalten vor, welches das Ansehen der kath. Kirche beschädigt, und stellen die Frage: „Wofür brauchen wir eine solche Pfarrei?“ In einer Zeit, wo der kath. Kirche ohnehin mehr Gegenwind als Rückenwind entgegenweht, bedauert die Gruppe, dass die Pfarrei Chancen vergibt, die Reihen zu schließen, und statt dessen mit umstrittenen Argumenten „durch die Wand“ möchte. Die Mülheimer Kirchenkämpfer weisen Vorwürfe des Kirchturmsdenkens zurück und geben durchaus zu, dass eine Kirche mit dem Einverständnis ihrer Gemeinde, zumal wenn unumkehrbare Bauschäden vorliegen, durchaus außer Dienst gestellt werden kann. Jedoch sollten 4.000 Gläubige keinesfalls übergangen werden, die ihren Willen vermeintlich den „Gremien“ übertragen hätten.
Das Kirchenrecht enthält klare Vorgaben, wann es zulässig ist, eine Kirche außer Dienst zu stellen. Die Gruppe hat intensiv die Instruktion vom Sommer 2020 geprüft, welche die Kongregation für den Klerus in Rom erlassen hat. Diese hat den etwas schwierigen Titel „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ und kann von der Homepage der Gruppe heruntergeladen werden. Das wichtigste Argument:
pauschale Gründe, welche die Entwicklung in der gesamten Pfarrei oder des gesamten Bistums betreffen, dürfen nicht herangezogen werden; es müssen immer individuelle Gründe vorgetragen werden.
Für die Entscheidung über die Profanierung sind der diözesane Klerikermangel, die Abnahme der Bevölkerung und die schwerwiegende finanzielle Krise der Diözese keine legitimen Gründe. Nur wenn das Gebäude sich hingegen in einem für die Feier der Liturgie unbrauchbaren irreparablen Zustand befände … – Das ist jedoch bei der Kirche Herz Jesu definitiv nicht der Fall! Da die Feier der Liturgie bei der denkmalgeschützten Kirche Herz Jesu ohne weiteres möglich ist, haben die Verantwortlichen gegen geltendes Recht verstoßen. Die Profanierung von Herz Jesu Mülheim an der Ruhr ist rechtswidrig!
Die Mülheimer Gruppe glaubt, in über zehn Punkten Verstöße gegen die Instruktion nachweisen zu können. Um das zu klären, hat die Gruppe der päpstlichen Kongregation einen Antrag vorgelegt. Bereits Ende 2019, also noch vor der Instruktion, hatte dieselbe Kongregation den Trierer Bischof Ackermann gestoppt, der quasi im „Handstreich“ seine bisher 887 Pfarreien auf nur 35 „Pfarreien der Zukunft“ zusammenlegen wollte. Die Antwort aus Rom wird sicher auf bedeutendes Interesse an anderen Stellen im Bistum Essen treffen, wo andere umstrittene pastorale Standorte stehen. Ein Beispiel dafür ist die Pfarrei St. Josef Essen-Frintrop. Dort wurden die fünf Jahre alten Beschlüsse jüngst gekippt und eine „ergebnisoffene“ Neuberatung des finanziellen Vorgehens angesetzt, sogar mit Wissen und Billigung des Bistums.
Wird fortgesetzt…