Fiktiver Brief an Trierer Bischof Ackermann

An den Bischof von Trier, Herrn Dr. Stephan Ackermann.

Sehr geehrter Herr Bischof.

Ich bin in größter Sorge über den Zustand und die Entwicklung unseres Bistums.

Ich bitte Sie ausdrücklich darum, unsere Pfarreien und Pfarreigemeinschaften zu erhalten und nicht aufzulösen.
Bitte richten Sie keine neuen Großpfarreien ein.
Auch der Hirte kann erkennen, dass er zeitweise einen falschen Weg gegangen ist. Das muss ihn in seiner Sorge ja durchaus nicht unglaubwürdig machen.

Zur Begründung gebe ich folgendes an.

Unsere gewachsenen Pfarreien sind doch die Zentren unseres Glaubens und unserer christlichen Gemeinschaft.
Deren rechtliche Eigenständigkeit und Verantwortung ist wichtig.
Wir alle haben allergrößte Wertschätzung für viele Tausend engagierte Menschen in unseren Gemeinden vor Ort, welche seit vielen Jahren durch ihre unermüdliche Arbeit vor Ort im Einklang mit den Seelsorgern die Basis der Kirche von Trier bilden.
Sie können doch nicht alles falsch gemacht haben!
Und sie haben doch auch immer im Vertrauen auf die wohlwollende Begleitung und Hilfe aus dem Bistum gearbeitet. Dieses Vertrauen muss doch jetzt vollkommen enttäuscht werden, wenn mit einem Federstrich alles anders werden sollte.

Das Bild, das sich nach den beiden vom Bistum gemachten Anhörungen ergeben hat, war doch ganz deutlich. Mehr als ein Drittel der Befragten lehnen die Änderungen in der jetzigen Form ab, weniger als ein Drittel sind dafür. Das bedeutet nach allen Abstimmungsregeln in Gremien ein klares Ergebnis: das Vorhaben kann nicht stattfinden.

Die Synode hat sicher einen vollkommen passenden Titel für ihr Abschlussdokument gewählt: „heraus gerufen. Schritte in die Zukunft wagen.“ Und ihre Forderung „Vom Einzelnen her denken“ ist ganz und gar richtig.
Aber genau das ist doch schon „immer“ in den Pfarreien geschehen!
Wer stand denn bei uns überall und immer im Mittelpunkt: doch der Mensch! Weder Grundstücke noch Gebäude noch Ämter noch Rituale oder andere Dinge.
Warum muss man denn jetzt das Rad vollkommen neu erfinden, um den „Perspektivwechsel“ zu beweisen?

Um die von der Synode erarbeiteten Ziele zu erreichen, sind die durch die geplante Neuordnung vorgesehenen Maßnahmen überhaupt nicht angemessen. Sie gehen, ganz im Gegenteil, weit über das Notwendige hinaus und drohen, den allergrößten Schaden anzurichten, der nicht mehr zu heilen sein wird.
Wenn Pfarreien, zum Beispiel, den eigenen Wunsch haben, sich mit benachbarten Pfarreien oder ihrer Pfarreiengemeinschaft in der einen oder anderen Form zu verschmelzen, so steht ihnen dieser Weg ja durchaus schon jetzt offen. Dazu braucht es keine zwangsweise Anordnung „von oben“. Wenn sie diesen Wunsch nicht haben oder nicht als notwendig ansehen, so muss die Kirche von Trier das als Ausdruck der Mündigkeit und Selbstbestimmtheit getaufter Christen, die nach ihren individuellen Charismen leben, anerkennen.

Ich beobachte mit großem Schmerz, dass ein breiter Riss durch die Gläubigen entstanden ist. Dieser muss wieder geheilt werden.
Dazu müssen Sie, sehr geehrter Herr Bischof, die Autorität Ihres Amtes einsetzen.
Dass das Bistum den hohen Aufwand auf sich genommen hat, um mit den Erkundungsteams den Zustand der Kirche vor Ort genauer kennen zu lernen und den örtlichen Entscheidungsträgern bewusster zu machen, ist ausdrücklich gut gewesen. Das war ein gelungenes Beispiel für Subsidiarität. Allein darauf könnte man die vorhandenen Einrichtungen fruchtbar weiterentwickeln. Aber wir brauchen nicht wieder fast bei Null anzufangen.

Bitte ziehen Sie sich nun, sehr geehrter Herr Bischof, nicht allein auf Ihre Rolle als „Gesetzgeber“ der Kirche zurück, sondern lassen Sie wirklich die Argumente der Beschwerdeführer auf sich wirken. Auch der Hirte kann erkennen, dass er zeitweise einen falschen Weg gegangen ist. Siehe oben. Das muss ihn in seiner Sorge ja durchaus nicht unglaubwürdig machen. Versuchen Sie, wenn es geht, die vorgebrachten Argumente zu entkräften, damit Sie sie besser verstehen. Erklären Sie bitte diese nicht nur einfach für grundlos.

Ich könnte noch weitere eigene Beobachtungen und Argumente anführen, aber diese begrenzte Anzahl sollte eigentlich ausreichen, um meine und die  Haltung vieler Gläubiger darzustellen.

In diesem Sinne erhoffe und erbitte ich Ihre Stellungnahme vor der Römischen Behörde.

Mit sehr freundlichen und besorgten Grüßen.
N.N.

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