Herz-Jesu Schließung (32)

SCHLIESSUNGEN VON KIRCHEN HINTERLASSEN VERLETZUNGEN

So titelt heute das Neue Ruhrwort in seiner Spezial Beilage. Daneben ein großes Foto von Herz Jesu und der Untertitel:

In Mülheim formiert sich Widerstand in der Gruppe „Ich stehe auf Herz Jesu“. Ändern aber wird dies wohl nichts.

Bei aller Energie, die noch in uns steckt, ja, wird dem wohl zuzustimmen sein. Ändern wird sich nichts mehr. Aber wir tun unser Bestes, um diese „Außerdienststellung“, wie sie offiziell viel „schöner“ genannt wird, so denkwürdig zu machen, wie eben möglich.

Wie konnte es so weit kommen?

Daran, dass es soweit kommen konnte, trägt leider auch unsere Bistumszeitung selbst ein gerüttelt Maß Verantwortung. Auch auf die Gefahr hin, dass wir in Zukunft gar nicht mehr mit Namen genannt werden, möchten wir die Redaktion „sanft“ darauf aufmerksam machen, dass es uns nicht erst seit gestern gibt. Die Lokal- oder gar die Stadtteilpresse allein kann nicht allzu häufig kirchliche Themen ansprechen. Da müssen auch andere Medien mithelfen. Gerade die Bistumspresse müsste erheblich investigativer nachsehen, was an der katholischen Basis geschieht, und nicht immer nur Verlautbarungen der Amtsträger 1:1 übernehmen.

Sie möchten ein Beispiel? - Gut. 

Der Artikel sagt, dass "die notwendige Bauinstandsetzung der Kirche die Pfarrgemeinde überfordern und die Finanzierung von Pflichtaufgaben infrage stellt.“ Das war’s schon. Mehr nicht. Dass die Pfarrei aber Zahlen ihrer fünf Kirchen und speziell für Herz Jesu traditionell nicht nennt und auch keine Baugutachten veröffentlicht, kommt dem Lesenden erst mal nicht in den Sinn. Dazu bräuchte er schon Hilfe. Erst dann merkt er nämlich, dass der gelesene Satz keineswegs eine ausreichende Begründung der Schließung gerade von Herz Jesu ist. Was kann man nicht alles einfach so behaupten? Das ist leider der übliche Stil kirchlicher Desinformation, anstatt Information und Offenheit.

Ein zweites Beispiel. 

Es heißt: "heute wird in der 400 Gläubigen einen Sitzplatz bietenden Kirche nur noch eine Samstagabendmesse um 17 Uhr gefeiert. In der Regel kommen zu diesen Gottesdiensten 80 bis 100 Personen.“ Ja, ist sicher nicht ganz falsch. Aber auch wieder nicht die ganze Wahrheit, denn dieselbe Entwicklung gilt ja pfarreiweit. Die Zahlen der anderen Standorte bleiben aber unerwähnt, so dass allein Herz Jesu als negativ auffällt. Unerwähnt auch, wie aktuell die Zahlen überhaupt sind, und ob da immer noch die Delle durch Corona drin steckt. Es stellt sich auch die Frage, ob das nur die Zahlen der beiden Standardzähltermine sind oder ob die Pfarrei mittlerweile wöchentliche Aufzeichnungen macht. Auch der Vergleich mit dem Bistumstrend wäre ja vielleicht ganz fair. - Wieder derselbe Schluss: was hat diese (Des-)Information eigentlich mit der Schließung von Herz Jesu zu tun?

Pro und Contra statt Basta

Zum Schluss möchte ich mit Ihnen noch untersuchen, was mich an dem obigen Titel – nun ja – „stört“ oder wenigstens nachdenklich macht. – Was ist es nur?

So werden auch Vorträge von Professoren überschrieben, so wird in Podiumsdiskussionen formuliert, das sagen der Pfarrer und der Bischof. Es hat etwas von „Basta“, von „so ist es“, von „Ende der Debatte“. Ich plädiere jedoch dafür, nicht einfach Basta zu sagen, sondern Pro und Contra nachzugehen.

Der erste Schritt ist erst einmal, Pro und Contra zu beschreiben. Das haben die Gremien der Pfarrei in ihrem Basta Stil der Mitteilungen leider nicht getan. Niemand kann von den dürren Argumenten überzeugt sein, welche die Gremien bisher verlauten ließen.

In der Öffentlichkeit ist oft zu vernehmen, der Erhalt einer Kirche als geschütztes Baudenkmal und ihre Nachnutzung in einer „würdigen“ Form reicht doch aus. Oder? Die vertraute Silhouette bliebe doch erhalten. Unsere Seele behielte ihren Ankerplatz.

Nein. – Beileibe nicht!

Nur dann, wenn es auch dem Willen der Gemeinde entspricht, die Kirche außer Dienst zu stellen, liegt ein Grund dafür vor. Will die Gemeinde sich nicht mehr versammeln? Hat sie keine Jugend mehr, stirbt sie weg? Oder „trocknet“ sie aus? Herrscht dort nur Langeweile? Ändert sich das Umfeld vollständig durch Um- und Wegzüge?

Ja – es gibt sie, Gründe, eine Kirche außer Dienst zu stellen. Aber bisher liegt im Falle Herz Jesu kein erkennbarer vor.

Wir sehen solche Pro und Contra Überlegungen nicht als unzeitgemäße „Kirchturmspolitik“ oder als Erhaltung von „Backsteinen“ an, sondern als Respekt vor mündigen Christen. Widerständige Christen nennt das der Hirtenbrief 2023.

DAS sollte die Frage sein, die uns alle umtreibt. Wie kann man die „Glut unter der Asche“ entfachen? Nicht, was mit einem überflüssigen Bau passiert, sobald seine Entbehrlichkeit erwiesen ist.

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