Herz-Jesu Schließung (34)

WIE SULL DAT NUR WIGGER JONN, WAT BLIEV DANN HÜCK NOCH STONN, EN UNSERM VEEDEL?

Wat machste, damit Jott lacht? – En Plan!

Die Entwicklungen an Herz Jesu treffen unsere Kirche in Mülheim ins Herz. Das Zerschlagen eines traditionsreichen und bedeutenden Standorts und das Verschwinden anderer kann uns nicht egal sein. Wir Mitglieder haben ein großes Interesse an lebendiger Vielfalt, Ideen und Nähe. Was einer der einzelnen Standorte besonders gut kann, macht alle im Verein besser.

Politik und Medien brauchen eine kräftige, selbstbewusste, katholische Stimme im Konzert der Meinungen. Einzelne Bekundungen von Solidarität mit Herz Jesu gibt es. Das allein reicht aber nicht.

Wir stehen vor einer Herkulesaufgabe: Herz Jesu ist ein Beispiel dafür, dass Modernisierung zu spät, zu halbherzig, zu unkreativ und strategisch nicht immer klug angegangen worden ist. Herz Jesu hat großes Potential, aber es gilt viel aufzuholen. Und natürlich sind Gemeinden nicht der Sparsamkeit enthoben, sondern „ein Projekt“, das sich langfristig auszahlen soll. Eine Gemeinde ist aber noch viel mehr: Ihr Kern ist eine Lehre, sind Herausforderungen, Geschichten und Hilfen, die Gläubige und Suchende dringend brauchen, um sich ein Bild von der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Welt zu machen, um sich zu zerstreuen und zu unterhalten oder auch um mit guten Hilfen ein besseres Leben für sich und für andere zu führen. Katholische Inhalte sind Teile unserer Luft zum Atmen, auch wichtig in unserer Demokratie und halten unsere Gesellschaft mit zusammen.

Es gibt Rücklagen und überzogene Rücklagen. Es gibt Sicherheit und überzogene Sicherheit. Die Finanzen einer Pfarrei allein unter worst-case Erwartungen zu beurteilen, ist reines Controller-Denken. Die Pfarrei muss natürlich auch auf die Zahlen schauen – unabhängig kann Kirche nur sein, wenn sie bei den Banken nicht verschuldet ist. 

Was Kirche aber treibt, sind vor allem Traditionen und Lehre und die Resonanz unserer Mitglieder. Eine gute Botschaft, Zuhören, Zuwendung, welche möglichst viele Menschen interessiert und für die sie durch ihre Mitgliedschaft in der verfassten Kirche auch Kirchensteuer zahlen wollen. So eine Leistung zu „produzieren“, ist ungeheuer mühsam, ist jeden Tag aufs Neue ein Kampf und benötigt viele helfende, ehrenamtliche und motivierte Hände. Aber kreative Pfarreien haben längst erkannt, dass hier eine enorme Chance liegt: Dank des Internets haben sie in der Corona-Zeit neue Angebote ausprobiert und befinden sich weiter auf der Suche.

Unsere Pfarrei versucht sich an einem fünf Jahre alten Sparkonzept. Sie geht dabei mit dem Kopf durch die Wand. Es ist nicht zu erklären, dass unsere Leitung Standorte einzustellen beabsichtigt, die Substanz haben und Entwicklung versprechen. Statt kreative Ideen zu seiner inhaltlichen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung zu suchen, wird mutlos der Rückzug angetreten. Es würde zu viel Mühe machen, um „das Feuer unter der Asche wieder anzufachen“, so der bittere Eindruck.

So viel ist nach dem Schließen anderer Standorte im Bistum klar geworden: mit eindimensionalem Zahlendenken hat unsere Kirche keine Zukunft. Gefordert ist ein neues seelsorgerisches Denken, das visionär, tatkräftig und begeistert die Herausforderungen der Modernität an- und den Kampf um die Rettung der Botschaft aufnimmt. Dafür brauchen wir Mut, Offenheit, vor allem aber die richtige Botschaft – und damit die besten pastoralen Köpfe und nicht zuletzt Kirchenvorstände, die nicht nur für Zahlen, sondern vor allem für Kirche brennen.

Wir sollten einen „Runden Tisch“ auf den Weg bringen. An ihm könnten wir gemeinsam Wege suchen, eine nachhaltige Kirche zu schaffen. Eine Kirche, welche die „richtigen“ Rücklagen bildet. Neues und mutiges Denken aus Verantwortung heraus ist jetzt mehr denn je gefordert. Unsere Pfarrei könnte diese Initiative mit auf den Weg bringen, könnte St. Josef Essen-Frintrop dahingehend folgen, dass neue ergebnisoffene Beratungen anstatt des alten Votums stattfinden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert