Herz-Jesu Schließung (9)

Aus aktuellen Anlass will ich heute doch noch nicht auf das Hirtenwort des Bischofs eingehen. Es haben mich nämlich vorige Tage verschiedene naheliegende Fragen aus Ihrem Kreis erreicht.

1. URNENKIRCHE.

Warum macht man Herz Jesu nicht wie die ehemalige Heilig Kreuzkirche an der Tiegelstr. in Dümpten zu einer Urnen-, Begräbnis- oder Auferstehungskirche mit Kolumbarium? Das wäre eine sehr würdige Nutzung und die Feier von Gottesdiensten wäre weiter möglich.

Ja – genau – warum eigentlich nicht? Die Idee wurde schon mehrfach formuliert. Urnenkirche Herz Jesu – ja, würdig wäre das sicher und Gottesdienste weiter möglich.

Die Vor- und Nachteile hat der Kirchenvorstand (KV) bisher jedoch für sich behalten. Man muss vermuten, dass er der Idee ablehnend gegenüber steht. Allerdings wird halt bei uns gern „hinter verschlossenen Türen“ verhandelt und entschieden. Dieses Vorgehen kritisieren wir. Sie wissen das.

Ich vermute, es wird mehrere Gründe geben:

  1. Die Kirche müsste dann ja trotzdem offen gehalten werden und die Unterhaltungsrücklage trotzdem gebildet werden. Auch der Umbau kostet erst mal Geld. Die Pfarrei „spart“ also erst mal nicht die 70.000 € im Jahr, die sie anscheinend so dringend braucht.
  2. Herz Jesu würde der vorhandenen Urnenkirche Umsatz wegnehmen, und niemand weiß, ob diese schwarze Zahlen schreibt.
  3. Fast jeder Friedhof bietet inzwischen preiswerte Urnenbestattung an. Das war damals, als die Tiegelstr. in Betrieb ging, noch nicht so. Da können Kirchen mit ihren höheren Kosten nicht mithalten. Kirchen bieten allerdings wesentlich mehr „Komfort“ für die Hinterbliebenen.
  4. Das Bistum selbst zögert, weil es nicht an jeder Ecke Urnenkirchen „sprießen“ sehen möchte. Es gibt schließlich in jeder unserer 42 Pfarreien zwei von Schließung bedrohte Kirchen.

Dennoch – finde ich – sollten Sie sich von diesen Argumenten nicht einschüchtern lassen. Stellen Sie sich doch einmal absichtlich „dumm“ und schreiben Sie doch einen Leserbrief mit genau DIESEM Vorschlag. Man wüsste ja gern Genaueres und die Pfarrei muss ja nicht immer so geheimnisvoll tun und sollte ihre Gründe ruhig offenlegen. Nicht wahr? – Vielleicht können Sie ja auch schreiben, weshalb Herz Jesu eine geradezu „ideale“ Urnenkirche wäre. 

2. FREMDSPRACHIGE GEMEINDE.

Im Zuge der Migrationen und der Flucht aus Kriegsgebieten in Europa und Afrika gibt es doch immer mehr fremdsprachige christliche Mitmenschen bei uns, die alle ihren Gottesdienst und ihre Feste in Ihren Traditionen feiern möchten. 

Herz Jesu könnte doch von einer Auslandsgemeinde oder Exilkirche übernommen werden. Wenn diese mit der Altgemeinde kooperiert, können beide ihre Gottesdienste feiern!

Dieser Vorschlag wird nicht so oft genannt, aber es gelten auch für ihn verschiedene Vorbehalte, die der KV bisher noch nicht dargelegt hat.

  1. Wenn die Pfarrei weiter im Besitz der Kirche bleibt, entlastet sie ihren Haushalt im Prinzip nicht. Die (in der Regel arme) Fremdgemeinde zahlt etwas Miete und das Bistum gibt dazu jährlich einen Zuschuss von 26.000 € für die Gemeindearbeit und 5.000 € Zuschuss zum Bauerhalt. Das ist wenig.
  2. Wenn die Pfarrei die Kirche verkauft und die Fremdgemeinde sie als Eigentümer erwirbt, hätte die Pfarrei die ideale Lösung gefunden. Aber die Fremdgemeinde wird es sich genau überlegen, welche Baulast sie sich mit einer denkmalgeschützten Kirche auflädt. Mehr als 1 € Kaufpreis wird sie kaum zahlen.
  3. Das Verhältnis der Fremdgemeinde zur Altgemeinde kann sich recht schwierig darstellen. Oft haben die fremdsprachigen Besucher weite Anreisen, so dass die Fremdgemeinde gerne das ganze Wochenende, insbesondere an hohen Festen, feiern möchte. Dazu kommt der Bedarf an Nebengebäuden und eventuell Wohnraum für auswärtige Seelsorger. Unter Umständen bringt die Fremdgemeinde ganz besondere Vorstellungen an Bildschmuck und Innenarchitektur mit, die mit einer kath. Gemeinde gar nicht harmonieren, so dass sie die Kirche eigentlich ganz für sich haben wollen.
  4. Unter diesen Vorzeichen wäre bestimmt St. Michael wesentlich besser „zu vermarkten“ als Herz Jesu.

Aber auch hier gilt: nicht abschrecken lassen – Leserbrief schreiben! Mal sehen, was dabei heraus kommt.

3. SEELSORGE.

Niemand weiß eigentlich ganz genau, wie es mit der Seelsorge in Herz Jesu eigentlich weiter gehen soll. Diese Frage höre ich öfter aus Ihrem Kreis und wann immer sonst man mit Betroffenen ins Gespräch kommt. Im Klartext:

Wird es nach Schließung der Kirche Gottesdienste oder Andachten am Standort geben? Oder wie viele Wochen bzw. Monate wird es dauern, bis solche wieder möglich sind?

Denn: Das Gemeindeheim steht nicht mehr zur Verfügung und auch das Pfarrhaus scheint noch nicht darauf vorbereitet zu sein.

Eigentlich sollte man erwarten, dass man dazu auf der Homepage der Pfarrei, auf der Seite der Steuerungsgruppe oder in den Mitteilungen des Teams ZeitenWende etwas findet. Aber nichts findet man. Im Votum und im Brief, mit dem die Schließung mitgeteilt wurde, wurde ja deutlich zugesagt, dass Herz Jesu ein pastoraler Standort bleiben wird. Bleibt denn überhaupt die „Gemeinde“ als Struktur innerhalb der „Pfarrei“ erhalten oder wird diese mit ihrem Pastor ebenfalls aufgelöst? Wird der besondere Dienst von P. Janberg fortgeführt oder beendet?

Auch die „Abschiedsmesse“ von Herz Jesu scheint ja keine kirchenrechtliche Profanierung der Kirche zu sein. Ist das so? – Das war noch nicht zu erfahren. Wann wird die zu erwarten sein?

Wir haben uns an das Pfarrbüro gewendet und hoffen, von dort eine Antwort zu bekommen, die wir bald an Sie weitergeben können.

Wenn Sie Ihre Besorgnis, dass irgendwie alles „wegbrechen“ könnte, in einem Leserbrief formulieren könnten… Danke.

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