Hinkende Trennung von Staat und Kirche

Es geht um viel Geld und zwar um die Finanzen der katholischen Kirchen­gemeinden in NRW, insgesamt ein Milliardenbetrag. Die fünf Bistümer in NRW – Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn – wollen das bisher geltende staatliche Gesetz für die Verwaltung der Finanzen der Kirchen­gemeinden durch neue, gemeinsam abgestimmte innerkirchliche „Gesetze“ ablösen. Und dazu muss der Landtag ein neues neutrales „Rahmengesetz“ beschließen, welches den Bistümern diesen Freiraum gibt.

Eigentlich kann niemand etwas dagegen haben, wenn die Bistümer ihre „innerkirchlichen“ Angelegenheiten selbst regeln, ohne dass der Staat eingreift oder Vorgaben macht. Die Kirchen betreiben jedoch eine große Anzahl von Einrichtungen, die überwiegend keineswegs von ihnen, sondern vom Staat, finanziert werden. Es ist daher durchaus im öffentlichen Interesse, wie darüber entschieden wird. Ebenso, ob die Kirchenmitglieder in ihren Rechten gegenüber ihren Leitungen weiterhin so eingeschränkt bleiben wie in der Vergangenheit, wo jeder Bischof als fürstlicher Landesherr absolute Gewalt über seine Verwaltung hatte.

Wir sprechen vom Kirchen­vermö­gens­verwal­tungs­gesetz (KVVG). Die neuen bischöflichen Regelungen sollen mit dem Segen des neuen Landesgesetzes jedoch genau so auto­kratisch sein wie das alte, in seinem Ursprung noch aus preußischer Zeit stammende Gesetz von 1924. Ein „Sprung“ in eine moderne Gegenwart ist dies nicht.


Die SPD Fraktion hat beantragt, dass es vor der Abstimmung über das Gesetz doch eine Anhörung dazu geben wird. Der von den fünf Bistümern so sorgsam intern abgesprochene Entwurf wird also doch noch einmal durchleuchtet.

Quellen:

domradio.de. katholisch.de. Kirche+Leben. Evangelische-Zeitung. Neues Ruhrwort.

Bistum Aachen. Bistum Essen. Erzbistum Köln. Bistum Münster. Erzbistum Paderborn.

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Paulus der Mythenschmied

Hyam Maccoby, Der Mythenschmied: Paulus und die Erfindung des Christentums.

In der Reihe Unerwünschte Bücher zur Kirchengeschichte legte der AHRIMAN-Verlag (Freiburg) 2013 die deutsche Übersetzung eines Buches von 1986 vor, dem man eine gewisse theologische Sprengkraft nicht absprechen kann. Es geht um die bekanntermaßen ziemlich dominante Wirkung, welche der sich Apostel nennende Paulus von Tarsos auf die Formulierung der christlichen Lehre genommen hat. Auf 253 Seiten durchleuchtet der Autor Aspekte, welche vermutlich auch Martin Luther recht in Erstaunen versetzt hätten.

Wieso – werden Sie erstaunt fragen – gerät Paulus so in die Kritik? Der die Kirche zunächst verfolgte und sich dann bekehrte? Das Problem ist, dass wir für seine Offenbarung allein sein eigenes Zeugnis haben. Können wir glauben, dass sie „echt“ war? Wieso war er dann, obwohl er an den jüdischen Hochfesten sicher auch oft genug in Jerusalem war und Jesus mühelos hätte treffen können, niemals Zeuge von Jesu Auftreten? Hier beginnen die Fragen. Auch Friedrich Nietzsche klagt, dass der Frohen Botschaft die allerschlimmste auf dem Fuss folgte, die des Paulus.

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Kein Aprilscherz

Am 8. Februar des Jahres 2024 (Weiberfastnacht) hat der Heilige Vater in Rom eine Expertengruppe, lateinisch Periti, bisher wenig hervorgetretener Theologen ins Leben gerufen. Die Veranlassung dazu gaben hochrangige Kurien-Erzbischöfe und -Kardinäle wie Gänsswein, Burke, Müller, Viganò und Sarah. Die Gruppe wurde kurz darauf in Kreisen der Deutschen Bischofskonferenz als die Kopp-Gruppe bekannt. Sie besteht aus den Mitgliedern Kauker, Overbeck und Peus. Das zusätzliche „P“ in ihrem „Spitznamen“ erklärt sich durch „Periti“. Eines der Mitglieder legt aus unbekannten Gründen ziemlich viel Wert darauf .

Auftrag der Gruppe ist nach Worten von Radio Vatikan, das wichtigste Thema für die Fortsetzung der Weltsynode im Oktober dieses Jahres vorzuschlagen. Ablieferungstermin sollte der 1. April sein. Wenig Zeit also…

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Hinwendung zur Demokratie

Was haben politische Fragen hier unter all den kirchlichen Themen zu suchen? Nun – der Christ soll zwar im stillen Kämmerlein fasten und unbeobachtet für die Armen spenden, aber die Augen vor der Umwelt verschließen muss er nicht. Die freie Ausübung der Religion ist eine Errungenschaft, die in einer freien Gesellschaft sicher besser gesichert ist als in einer unfreien. Daher sollten wir alle Versuche mit Sorge betrachten, die unser freiheitliches Zusammenleben beschädigen könnten.

Es ist wichtig, dass wir uns wieder aktiv zur Demokratie hinwenden. Wir sollten Politik nicht als „schmutziges Geschäft“ abqualifizieren, sondern auf allen Ebenen – Gemeinde, Land, Bund – bereit sein, zu kandidieren oder andere in der Parteiarbeit zu unterstützen. Wenn wir Probleme, Missstände oder geradezu Versagen erkennen, sollten wir uns melden, diskutieren, überlegen und beraten, aber nicht schimpfen und beleidigen und angreifen.

Es gab im 20. Jahrhundert in großen Teilen der Welt, die Erwartung, dass die Demokratie großen Zuspruch besitzt und sich immer weiter ausbreiten würde. Daraus entwickelte sich leider eine „Ära der Selbstgefälligkeit“ (Dobson und Walker), die nun vorbei ist.

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